Die bilinguale Hotel-Tourismus-Handelsschule hotelleriesuisse an der Minerva bietet den Lernenden eine branchennahe Ausbildung mit integriertem einjährigen Praktikum und mitunter sogar die Gelegenheit, das Gelernte im Ausland anzuwenden: Morgane Daepp und Naomi Köpfli wurden zusammen mit acht weiteren Lernenden ausgewählt, vier Wochen lang in England praktische Erfahrungen zu sammeln. Ein unvergessliches Erlebnis, wie die beiden bestätigen.
Frau Daepp, Frau Köpfli, wie kam es zu diesem Praktikum in England?
Morgane Daepp: Wir wurden im Rahmen eines kantonalen Ausbildungsprojekts angefragt, ob wir nach England gehen möchten. Aufgrund unserer englischen Bewerbung wurden wir dann aus den zahlreichen Kandidaten ausgewählt.
Naomi Köpfli: Insgesamt wurden 10 Lernende ausgewählt. Wir waren die einzigen von der Minerva. Die Minerva wollte uns gezielt fördern, als Anerkennung für unsere bisherigen Leistungen.
Mussten Sie sich finanziell beteiligen?
Naomi: Nein, es wurde uns alles bezahlt − Flug, Schule, Praktikumsbetrieb und Aufenthalt bei der Gastfamilie. Dazu gab’s auch einen Beitrag ans Essen. Nur fürs Sackgeld mussten wir selbst aufkommen.
Wie lange dauerte das Praktikum?
Morgane: Zuerst besuchten wir eine Woche lang eine Sprachschule, wo wir auf das eigentliche Praktikum vorbereitet wurden. Dort lernten wir, wie man in Englisch Telefonate führt, wie das oder dieses Büromaterial heisst und weiteres branchenbezogenes Vokabular. Anschliessend folgten 3 Wochen Praktikum in einem Hotel.
Und wo genau in England war das?
Naomi: Wir waren beide in Bournemouth, an der südenglischen Küste, aber in unterschiedlichen Hotels.
Was waren dort Ihre Aufgaben, Frau Daepp?
Morgane: Ich arbeitete in einem Hotel mit rund 120 Zimmern an der Réception. Dort wurde ich voll ins kalte Wasser geworfen, musste bereits in der ersten Stunde Anrufe beantworten. Das war nicht gerade einfach, aber es hat mir viel gebracht. Zudem durfte ich von Anfang an E-Mails beantworten, Check-in und Checkout abwickeln, Reservationen eingeben und alles andere, was an der Réception so anfällt.
Und bei Ihnen, Frau Köpfli?
Naomi: Ich hatte ähnliche Aufgaben, wurde aber eher langsam an meinen Job herangeführt, wie ein Schnupperlehrling. Am Schluss durfte aber auch ich selbständig eine Schicht führen. Da mein Hotel mit 50 Zimmern jedoch kleiner war, konnte ich zudem bei Seminaren und in der Buchhaltung mithelfen, also mehr im Backoffice.
Hat Ihnen Ihre bisherige Ausbildung an der Minerva da geholfen?
Naomi: Sehr sogar. Wir wurden ja von Anfang an sehr praxisnah ausgebildet. Bereits im ersten Jahr, in der Schule. Da erhielten wir das theoretische Grundwissen, das wir dann im zweiten Jahr − im einjährigen Praktikum also − anwenden konnten. Morgane: Wir wussten also bereits einiges zu den Abläufen, zum Check-in, wie man Telefonnotizen macht, wie man sich verhalten muss, auch kniggemässig.
«Als Praktikantin mit theoretischem Grundwissen hast du einen Vorteil gegenüber Lehrlingen, die bei Null anfangen.»
War die bilinguale Ausrichtung Deutsch/Englisch ein weiterer Vorteil?
Naomi: Unbedingt. Sprachen haben einen hohen Stellenwert. Am besten würde man heute noch Russisch lernen (lacht) oder chinesisch. Aber mit Englisch kommt man schon recht weit. Morgane: Ja, und ohne die Englischkenntnisse aus der Schule wäre es fast unmöglich gewesen, das Praktikum in England zu bestehen. Aber natürlich war das schon noch einmal intensiver, nur noch Englisch, wenn niemand Deutsch versteht.
«Ohne Sprachen würde in einem Hotel gar nichts funktionieren. Da ist es schon von Vorteil, wenn man Englisch kann.»
Was war denn rückblickend die wertvollste Erfahrung?
Morgane: Dass ich zum Beispiel alleine eine Schicht führen durfte. Das war am Anfang schwierig, hat mir aber viel für meine Persönlichkeit gebracht. Es hat mich selbstsicherer gemacht. Und natürlich habe ich viel dazu gelernt, was die Abläufe an der Réception betrifft, das macht ja jedes Hotel etwas anders.
Naomi: Für mich war der Austausch mit anderen Menschen und mit einer anderen Kultur äusserst spannend. Mit einer Gastfamilie zusammen zu leben, zu erfahren, wie sie ein ganz anderes Leben führen als man es hier in der Schweiz gewohnt ist.
Sie sind jetzt im 3. Jahr und schon bald fertig mit der Ausbildung zur Kauffrau. Wie sieht die Zukunft aus?
Morgane: Ich kann mir vorstellen, anschliessend die Hotelfachschule zu besuchen. Und vielleicht später einmal nach Bournemouth zurückzukehren, wo mir das Praktikumshotel eine Stelle angeboten hat.
Naomi: Ich möchte mich in Richtung Personal weiterbilden und eventuell die höhere Fachschule dafür besuchen. Ich würde gerne im Ausland arbeiten, in Kanada, Australien oder auch Südafrika, wo ich bereits Kontakte zu einem Hotel habe.